Spielen als Lebensrecht
Wenn es darum geht, fremde Völker kennen zu lernen, ist die
Kenntnis von Spiel und Spielen von unschätzbarem Wert.
- Es ist mir auf der Reise gelungen, eine Reihe von Spielen der
Dani, die noch aus der unmittelbaren Überlieferung stammen,
im Film festzuhalten.
Schillers Aussage „Der Mensch ist nur dort ganz Mensch,
wo er spielt“ charakterisiert das Spiel über die ästhetisch/philosophische
Bedeutung hinaus als wesentlichen Bestandteil des Menschseins,
ähnlich äußerte sich schon Thomas von Aquin „Das
Spiel ist notwendig zur Führung eines menschlichen Lebens!“
Jedem Kind ist die Neugier und die Lust zum Spiel geboren. Das
Spiel führt zur frühkindlichen Selbstfindung und späteren
Sozialisation des Menschen. Der Mensch reflektiert, erforscht
und erkennt die Welt zuerst im Kinderspiel.
Ein Blick rund um den Globus lehrt: Nur dort wird gespielt und
nur dort finden Kinder und Erwachsene zum Spiel und zum Spielen,
wo die elementaren Lebensbedürfnisse der Menschen gesichert
und die materielle Existenz und das Überleben gewährleistet
sind!
Doch welch ernüchternde Bilanz! – Der Hälfte der
Menschheit bleibt das Recht, ihr Menschsein im Spiel zu verwirklichen,
verwehrt! Die Hälfte der Menschheit ist vom Spiel ausgeschlossen
und hat auch nicht gelernt zu spielen, wie ja auch die Bewohner
der Elendszonen unserer Welt nicht spielen,
da sie weder Zeit noch das Bedürfnis dazu haben – der
tägliche Kampf ums Überleben und die Notwendigkeiten
des Alltags lassen keinen Platz für das Spielen zu. Wo Kinder
schon früh in den Existenzkampf der Erwachsenen einbezogen
werden, verlieren sie die Spiellust und wachsen auf in einem Leben
ohne spielerische Betätigung. Hier ist ein andermal die Solidarität
der wohlhabenden Länder gefordert: Die Menschen der Notstandsgebiete
der Erde in die Lage zu versetzen, das elementare Grundrecht ihres
Menschseins zu verwirklichen, d.h. die Existenz ihres Lebens zu
sichern und gleichzeitig ihrem Leben durch das Spiel Sinn und
Bestimmung zu geben.
Die Papua im Baliemtal waren imstande, sich ausreichend –wenn
auch nur bescheiden – zu ernähren.
Das ermöglichte ihnen, Spiel und Spielen als einen wesentlichen
Bestandteil in ihr Leben einzubeziehen.
Clemens Terörde
November 2007